Sprachmittlungspool
Das Modellprojekt Sprachmittlungspool ermöglicht die Vermittlung und Finanzierung von qualifizierten Sprachmittler:innen für die psychotherapeutische und psychiatrische Versorgung von geflüchteten Menschen in Bremen und Bremerhaven. Ergänzend nun auch für somatische Praxen (etwa Fachärzt:innen oder Allgemeinmedizinische Praxen), deren Patient:innen mit besonderen Schutzbedarfen (Folter-/Gewalterfahrungen) parallel in psychotherapeutischer oder psychiatrischer Behandlung sind.
Die Nutzung ist für kooperierende Praxen kostenlos.
Das Angebot richtet sich an Psychiater:innen, Kinder- und Jugendlichenpsychiater:innen, ärztliche und psychologische Psychotherapeut:innen bzw. Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeut:innen sowie psychologische Psychotherapeut:innen in Ausbildung bzw. ärztliche Psychotherapeut:innen in Weiterbildung.
Seit Herbst 2024 richtet sich das Angebot auch an ärztlich somatische Behandler:innen besonders schutzbedürftiger Geflüchteter, die parallel in psychotherapeutischer oder psychiatrischer Behandlung sind.
Die Patient:innen müssen aus Bremen oder Bremerhaven kommen und der Behandlungsort muss ebenfalls in Bremen oder Bremerhaven sein.
Eine Vermittlung von Sprachmittler:innen erfolgt nach einer Kooperationsvereinbarung mit zukünftigen Antragsteller:innen. Terminbuchungen können anschließend über eine Buchungsplattform digital durchgeführt werden. Gerne beraten wir vorab auch telefonisch.
Die Validierung der Buchungen und die Abrechnung mit den Sprachmittelnden übernehmen wir. Es werden ausschließlich die Kosten für die Sprachmittlung auf Honorarbasis erstattet. Eine Übernahme von Fahrtkosten oder anderen Nebenkosten ist ausgeschlossen. Eine Bewilligung von Anträgen kann nur für den Zeitraum bis Dezember des jeweiligen Jahres erfolgen. Wir bitten um Verständnis, dass nicht immer die gewünschte Sprache oder die sprachmittelnde Person an dem gewünschten Termin verfügbar ist. Die Sprachmittlung findet vor Ort statt.
Das Modellprojekt schafft und erhält die spezifische Möglichkeit der gezielten Vermittlung von Sprachmittler:innen. Ferner trägt das Projekt zur Fortbildung und Qualifikation im Gesundheitssektor im Land Bremen bei. Durch Supervision und Evaluation wird für eine qualitativ hochwertige Arbeit der Sprachmittler:innen in diesem sensiblen Aufgabenfeld Sorge getragen.
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Kontakt:
Sprachmittlungspool, Refugio Bremen, Außer der Schleifmühle 53, 28203 Bremen
0421 17668968 – Dienstag- Donnerstag: 10- 16 Uhr; Freitag: 10- 12 Uhr
sprachmittlung [at] refugio-bremen.de
Fax: 0421 176677-99
Hintergrund:
Die Teilhabe bzw. der Zugang zum niedergelassenen gesundheitlichen Regelsystem stellt einen zentralen Faktor der Integration dar. Der Zugang zum Regelsystem scheitert momentan maßgeblich an fehlender Finanzierung von Kosten für Sprachmittelnde für die Behandlung. In der Folge häufen sich in den Sozialpsychiatrischen Behandlungszentren und im akutstationären Bereich die Zahlen der Kontakte von Geflüchteten in krisenhaften psychischen Zuständen.
Wir reagieren auf die Problemlage, dass viele Geflüchtete mit psychischen Erkrankungen in Bremen und Bremerhaven bisher nicht angemessen versorgt werden können. Auch der fehlende Zugang zur Vermittlung von spezifisch geschulten Sprachmittelnden soll durch den Aufbau eines qualifizierten Sprachmittlungspools verbessert werden. Dies ist wichtig, weil sich die Sprachmittlung im Bereich von Psychiatrie und Psychotherapie von anderen Übersetzungssituationen unterscheidet und spezifische Kenntnisse und Fähigkeiten erfordert. Das im September 2019 gestartete Modellprojekt schafft nun eine neue, spezifische Möglichkeit der gezielten Vermittlung von Sprachmittelnden. Darüber hat u.a. die tageszeitung (taz) berichtet.
Das Modellprojekt wurde im Jahr 2024 um den Einsatzbereich spezifischer somatischer Behandler:innen, wie etwa Fachärzt:innen oder MVZs, erweitert, um diese in der multidisziplinären Behandlung von Betroffenen von Folter und schweren Gewaltverbrechen miteinzubeziehen. Sinnvoll erscheinen hierbei fachärztliche Bereiche, die für Menschen, die Folter und Gewalt erlebt haben, relevant sind, wie etwa Internist:innen, Gynäkolog:innen Dermatolog:innen oder Hausarztpraxen.
Wesentliche Bestandteile des Projekts sind außerdem Curriculare Fortbildungen sowie ein regelmäßiges Supervisionsangebot für Sprachmittelnde und Fortbildungsveranstaltungen für Psychiater:innen und Psychotherapeut:innen.
Ferner begleitet ein Fachbeirat das Projekt und wird regelmäßig über den Stand des Verfahrens informiert. Auf bundesweiter Ebene besteht eine fachliche Kooperation mit SEGEMI (Hamburg).
Das Modellprojekt Sprachmittlungspool wird gefördert von der
Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz in Bremen.